***** Gehörten die Rolling Stones in den 60er Jahren schon eine Topbands, so waren sie in den 70er Jahren eine der Megabands schlechthin. Ihre Platten waren Verkaufsschlager und ihre Konzerte trugen sie in stets ausverkauften Häusern (in den Staaten in den größten Stadien) aus. Als 1977 ihr zweites Livealbum Love You Live erschien, war der Dampf bei ihnen schon ein wenig raus. Nicht, daß sie jetzt schlechte Musik machten, vielmehr klangen ihre letzten beiden Alben Its Only RockNRoll und Black And Blue trotz vorhandener Highlights eher wie Routineprodukte einer Band, die langsam in die Jahre gekommen ist. Dabei hatten sie die 70er Jahre zunächst mit einigen ihrer besten Werke begonnen: Nach dem tollen Livealbum Get Yer Ya-Yas Out! präsentierten sie mit Sticky Fingers (1971) und Exile On Main Street ihre beiden wohl besten und reifsten Werke. Auch mit dem 73er Werk Goats Head Soup konnten sie, trotz einiger kleiner Abstriche, den hohen Standart halten. Mit dem Ausstieg von Mick Taylor schien es so, als hätten die Stones mit ihm ein Stück ihrer Klasse eingebüßt. Zwar war Mick an den Kompositionen der Stones (offiziell) nicht beteiligt und sein Nachfolger Ron Wood ein ausgezeichneter Gitarrist, aber ohne ihn fehlte bei den Stones das gewisse Etwas, was sie zwischen 1969-1973 so einzigartig und konkurrenzlos gemacht hat. Wie gesagt, die beiden Its Only RockNRoll und Black And Blue (das erste Album mit Ron an der Gitarre) erreichten nicht mehr ganz die Klasse der vorangegangen Alben, haben aber mit Stücken wie Its Only RockNRoll, Time Waits For No One, Fingerprint File, Hot Stuff, Hey Negrita und, mit kleinen Einschränkungen, Fool To Cry einige Bonbons auf Lager. 1977 hatten sich die Stones, jedenfalls in den Studios, ziemlich rar gemacht. Statt dessen unternahmen sie in den Jahren 1976/77 eine ausgedehnte Welttournee. Dementsprechend erschien 1977 statt eines neuen Studioalbums die zweite Live-LP ihrer Karriere. Aufgenommen wurden die insgesamt 4 LP-Seiten 1976/77 in Paris und Toronto. Das Album ist gefüllt mit Hits/Klassikern wie Honky Tonk Women, Get Off Of My Cloud, Star Star, Tumbling Dice, You Cant Always Get What You Want, Little Red Rooster, Brown Sugar, Jumping Jack Flash und Sympathy For The Devil, sowie einigen guten Albumtiteln wie Hot Stuff, Fingerprint File, You Gotta Move, Crackin Up und Around And Around. Als Zückerchen bieten sie eine grandiose Version des Muddy Waters Klassikers Mannish Boys. Alles in allen bieten die Stones zusammen mit den Gastmusikern Billy Preston (Keyboards, Gesang), Ian Stewart (Piano) und Ollie Brown (Percussion) ein recht abwechslungsreiches Programm, das aufgrund der geschickten Zusammenstellung nie langweilig oder eintönig wirkt. Zwar erreicht Love You Live nicht die teilweise explosive Atmosphäre wie Get Yer Ya-Yas Out!, was in erster Linie daran liegt, daß die Aufnahme an zwei unterschiedlichen Orten und zu unterschiedlichen Bedingungen gemacht werden, aber gut ist es allemal. Wer die Stones einmal kennenlernen möchte, hat mit Love You Live mit Sicherheit nicht den schlechtesten Einstieg, ist es doch quasi ein Best-Of-Album, halt nur live eingespielt. Ach ja, das Cover ist noch erwähnenswert. Stammt es doch von Andy Warhol!!! |