****** Die 70er Jahre begannen für die Rolling Stones nicht gerade erfreulich. Von ihrem Management über den Tisch gezogen und fast pleite hatten sie sich nach Südfrankreich zurückgezogen. Sie hatten in den letzten Jahren Millionen eingespielt, doch von dem Geld hatten sie nicht viel abbekommen, daran hatten sich andere bereichert. Mick Jagger, Keith Richard, Mick Taylor, Bill Wyman und Charlie Watts hatten daraus ihre Lehren gezogen und beschlossen, ihre Geschäft künftig in die eigene Hände zu nehmen. Sie gründeten ihr eigenes Label Rolling Stones Records mit dem markanten Logo, der herausgestreckten Zunge (alleine aus den Verkäufen von z.B. Stickern mit der herausgestreckten Zunge dürften sie sich goldene Nasen verdient haben). 1970 ließen sie es erst einmal ruhig angehen, sie brauchten Zeit, um erst einmal das Fiasko zu überwinden. Da sie laut ihrem Vertrag ihrer alten Plattenfirma noch eine LP schuldig waren, veröffentlichten sie 1970 ein Livealbum mit dem Titel Get Yer Ya-Yas Out!. Dieses Album mit Aufnahmen ihrer Konzerte am 27 und 28.11.1969 im New Yorker Madison Sqaure Garden hat es wahrlich in sich. Neben den Hits Jumping Jack Flash, Street Fighting Man und Honky Tonk Women enthält es mit Love In Vain und mit Sympathy For The Devil Live With Me und allem voran Midnight Rambler Stücke, die in diesen Liveversionen wesentlich besser und transparenter klingen als in den Studioversionen. Und mit den Chuck Berry Nummern Carol und Little Queenie bieten die Stones zwei Stücke, die sie vorher noch nie auf einem Longplayer veröffentlicht hatten. Die Stones strotzen hier nur so vor Spielfreude und diese positive Ausstrahlung geht sofort auf das Publikum über, das euphorisch mitgeht. Ihr damalige Spielfreude und die damit Qualität ist ein wesentlicher Verdient von Mick Taylor, dem besten Gitarristen, den die Stones je hatten (Weder vorher Brian Jones und nachher Ron Wood konnten ihm das Wasser reichen. Meines Erachtens ist er einer der am meist unterschätzten Gitarristen in der Geschichte der Rockmusik. Was vielleicht daran liegt, daß er sich im Gegensatz zu anderen Größen seines Fachs nicht durch ausladende Solos auszeichnete, sondern sein Können vielmehr voll in den Dienst der Gruppe, der Musik stellte). Aber auch Keith Richards, Billy Wyman und Charlie Watts liefern eindrucksvolle Kostproben ihres Könnens ab und das Mick Jagger auf der Bühne eh am besten war, brauche ich nicht groß zu erwähnen. Auch wenn Get Yer Ya-Yas Out! aus zwei Konzerten zusammengeschnitten wurde, so wirkt es wie aus einem Guß und ist um einiges besser, als die Livealben von 1977 und 1982. Erwähnenswert ist auch das äußerst witzige Cover mit dem mit Trommeln, einer Gitarre, einem Fernglas und einem Fotoapparat bepackten Esel und einem mit zwei Gitarren bepackten, vor Freude in die Luft springenden Charlie Watts. Wer Livealben mag, der an Get Yer Ya-Yas Out! seine helle Freude haben, ist es doch eines der besten Livealben der 70er Jahre. |