| ***** Quelle: Guitar Amazon<br><br><br>"other voices" ist ein sehr schönes westcoast-album mit viel beatles-flavour, "full circle" lehnt sich viel weiter raus und wirkt in seiner jazzrock-beflissenheit manchmal ein bisschen unbeholfen. <br><br>im detail: <br><br>"in the eye of the sun" baut eine brücke in die vergangenheit, kommuniziert mit "la woman": ein leicht schläfriger, behäbiger, aber im untergrund brodelnder, hinterhältiger blues. ray hätte dafür an sich die richtige stimme, er schwächt seinen vortrag aber wie so oft bei seiner lieblingsdisziplin blues durch übermotivierte, angestrengt klingende phrasierungen. <br><br>"variety is the spice of life" ist ein ganz klassischer robbie-krieger-song, burlesk, eingängig, mit virtuoser selbstverständlichkeit kommerziell und poppig gebaut, immer gleichzeitig neu und doch vertraut klingend. überraschung: robbie singt hier ziemlich gut, unangestrengt und dem lied gerecht werdend. der vergleich zum ersten lied macht sicher: man muss nicht weiß gott wie großartig singen um den spirit eines stückes zu unterstützen, oft ist weniger mehr. <br><br>"ships w/ sails": meiner unmaßgeblichen meinung nach das mit abstand beste stück der trio-doors, ganz typisch für die art von popmusik, die man anfang der siebziger jahre in kalifornien fertigte: der groove - ein dreivierteltakt-latin-beat - und die gitarre sind ganz santana, die harmonien ganz csny oder byrds. gitarre und keyboards schwelgen einerseits ganz im jazzrock (die harmonien erinnern an joni michell), andereseits sind sie klar erkennbar "doors". diese reizvollen kontraste machen das stück immer wieder spannend - und man kann nicht anders, als sich zu fragen, wie es wohl mit jim morrison geklungen hätte. ich vermute: gut! das wäre ein weg für die doors gewesen, sich musikalisch weiterzuentwickeln. aber: ray und robbie machen das sehr gut, ihr beiläufiger harmoniegesang hat etwas lässiges, charmantes, kalifornisches - und gleichzeitig sehr originelles. schade, dass die doors zu morrison-zeiten nie mit harmony-vocals gearbeitet haben. <br><br>"tightrope ride": ray geht noch einmal ganz in der großer-bruder-pose auf und wendet sich in der für ihn typischen mischung aus vorwurfsvoll und bewundernd an den abgestürzten seiltänzer jim. die komposition rockt sehr gut, gitarre und orgel entwickeln einen verwaschenen, aber effektvollen groove. rays text ist aber ebenso voller bemühter metaphern wie sein gesang überanstrengt klingt. <br><br>dann wieder eine überraschung: "down on the farm" klingt wie etwas, was auch wunderbar auf paul mccartneys "band on the run"-album gepasst hätte, die songteile wirken aneinander geklebt, sie sind aber dennoch effektvoll. ray etabliert hier einen ganz beiläufigen mccartney-ton beim singen, robbie klingt plötzlich wie ringo (diesen ton werden sie bis zum ende der band immer wieder anschlagen), man kann gar nicht anders, als hier an die beatles zu denken. die country-zitate haben etwas unbeschwertes, aber auch ein bisschen albernes. <br><br>und sie bleiben dabei: "i'm horny, i'm stoned": der blödelnde text, robbies nasengesang, rays beatles-mäßige harmonies, die von einem honky-tonk-piano angetriebene country-pop-melodie - man fühlt sich wie in einem ringo-starr-soloalbum. <br><br>"wandering musician" ist eine schöne, wenn auch ein bisschen längliche piano-ballade mit leicht souligem bis gospelartigen unterton, elvis hat sowas in den siebziger jahren oft gesungen. auch hier fühlt man sich (das piano klingt nach mccartney, die slide-gitarre sehr nach harrison) an die beatles erinnert. ray röhrt zu beginn, vielleicht im wunsch, morrison zu substituieren, viel zu stark, findet dann aber zu einem leichteren, fließenderen vortrag. <br><br>"hang on to your live" beginnt mit exakt dem gebremsten samba-rock-groove, denn man von "sympathy for the devil" der stones kennt. es entwickelt sich ein in den strophen von ray und in den refrains zweistimmig sehr reizvoll gesungener latin-jazz-rock-track, der ein bisschen dort weitermacht, wo "the soft parade" aufgehört hatte. der text hat eine doch sehr naive lebensbejahende "weitermachen"-stimmung. klingt ein bisschen wie das berühmte pfeifen im wald. am ende steht ein wild und jazzig groovendes ride-out, das mich ein wenig an die stimmung von "8 miles high" der byrds erinnert (byrds und doors waren coltrane-fans...). <br><br>fazit: "other voices" ist ein erstaunlich jugendliches, manchmal naives, aber durch seine vielfältigkeit und seine frische inspiriertheit ungemein reizvolles ding. die band ist noch "the doors", aber gleichzeiitg schon etwas ganz anderes. das album funktioniert gut für sich selbst - hätte aber auch mit morrison sicher gut geklungen.<br> <br>Dem ist nichts mher bei zufügen. |