****** Die Pink Floyd Alben der Jahre 1967 bis 1975 sind schon etwas ganz besonderes. Ob wie beim ersten Album unter dem Einfluß von Syd Barrett oder den darauffolgenden Alben unter dem Einfluß von Roger Waters kein Werk klang wie das vorangegangene, stets waren sie bemüht, ihren Sound weiterzuentwickeln. Und im Gegensatz zu der Zeit ab 1973, nach Dark Side Of The Moon, war die Gruppe in den späten 60er Jahren sehr aktiv. So entstanden in den Jahren 1967 bis 1969 neben einigen Singleproduktionen mit The Piper At The Gates Of Dawn, A Saucerful Of Secrets, More und Ummagumma vier grandiose Alben, die eine vor Kreativität überschäumende Gruppe präsentierte.<br>Das vierte, Ende 1969 erschienene Doppelalbum Ummagumma nimmt in der Pink Floyd Discographie eine Sonderstellung ein und ist für die Rockmusik der damaligen Zeit ein echtes Novum: Seite 1 und 2 wurden live eingespielt, auf Seite 3 und 4 präsentieren nacheinander Richard Wright, Roger Waters, David Gilmour und Nick Mason Solostücke.<br>Als erstes fällt das außergewöhnliche Cover ins Auge. Außer der rechten Seite sieht man nacheinander David Gilmour, Roger Waters, Nick Mason und Richard Wright. Auf der linken Seite hängt an der Wand ein Bild mit dem selben Motiv, nur daß diesmal Roger Waters, Nick Mason, Richard Wright und David Gilmour in den gleichen Positionen posieren. Und in dem Bild im Bild posieren dann Nick Mason, Richard Wright, David Gilmour und Roger Waters. Im dritten Bild posieren dann Richard Wright, David Gilmour, Roger Waters und Nick Mason. Wenn man sich die Mühe macht und sich das vierte Bild anschaut, dann erkennt man das Cover von A Sauverful Of Secrets. Unter den Bildern steht rechts eine bauchige Glasflasche und ein Cover des Soundtracks zum Musical Gigi. Das Innencover zeigt Portraitaufnahmen der Musiker und auf der Rückseite kann man sich einen Überblick über das damalige musikalische Equipment der Floyds machen.<br>Die im Juni 1969 im Birminghamer Mother und im College Of Commerce in Manchester eingespielten Liveversionen von Astronomy Domine, Careful With The Axe, Eugene, Set The Controls For The Heart Of The Sun und A Saucerful Of Secrets präsentieren Pink Floyd von ihrer allerbesten Seite. Diese vier Stücke klingen in diesen teilweise sehr gedopten Liveversionen wesentlich besser als die ohnehin schon grandiosen Studioversionen. Wer Spaß an puren Psychedelic hat, der wird sich vor allem Careful With The Axe, Eugene und Set The Controls For The Heart Of The Sun immer und immer wieder reinziehen. Wenn man sich vor allem mit der Interpretation von Set The Controls For The Heart Of The Sun beschäftigt, dann weiß man, woher die Berliner Gruppe Tangerine Dream ihre Inspirationen für ihre frühen Werke bezogen hat.<br>Es ist schon erstaunlich, vor allem im Anbetracht des Entstehungsjahres, daß eine Gruppe überhaupt in der Lage war, solch einfache aber dennoch komplexen Stücke, live derart eindrucksvoll zu spielen. Im Gegensatz zu den Livealben Delicate Sound Of Thunder (1988) und Pulse (1994) sind die vier live eingespielten Stücke auf Ummagumma die besten Liveaufnahmen, die je von Pink Floyd auf Vinyl gepreßt wurden. Das mag zum großen Teil daran liegen, daß die Pink Floyd zum Zeitpunkt von Ummagumma noch keine Supergruppe war und der Zwang zu gigantischen Projekten noch nicht bestand. Außerdem spielte die Gruppe zum damaligen Zeitpunkt noch in verhältnismäßig kleinen Hallen, was m.E. für einen gute Auftritt eine entscheidende Rolle spielt.<br>Die Seiten 3 und 4 verlangen wesentlich mehr Konzentration ab und die Musik dürfte nicht jeden Geschmack treffen. Hier haben Richard Wright, David Gilmour, Roger Waters und Nick Mason Solostücke eingespielt und in ihren jeweiligen musikalischen Neigungen freien Lauf gelassen. Mal gibt es ganz leichte Jazzeinflüsse (etwa bei Nick Mason), es ist verspielt (Richard Wright), skurill (Roger Waters) oder leicht verdaulich (David Gilmour). Gerade bei den Stücken von Richard Wright und Nick Mason stellt man fest, daß diese beiden Musiker einiges zu bieten hatten, mit ihren Ideen innerhalb der Gruppe aber leider immer viel zu kurz kamen.<br>Wenn man Ummagumma auflegt, wird man wahrscheinlich die Liveaufnahmen sich wesentlich öfter anhören als den Rest. Das hat seine Vorteile, denn wenn man sich mit den Solostücken intensiver beschäftigt, wird man immer wieder etwas neues entdecken und sie verlieren dadurch nicht ihren Reiz.<br>Wer mal von Pink Floyd etwas ganz besonderes hören möchte, der kommt an Ummagumma, dem wohl ungewöhnlichsten Werk der Gruppe, nicht vorbei. Last edited: 31.01.2010 15:55 |