| ****** Was David Bowie auf dem im Frühjahr 1977 erschienenen Werk Low perfekt begonnen hatte, setzte er im gleichen Jahr mit dem in Berlin produzierten Album Heroes konsequent fort.<br>Auch hier ist es die perfekte und aufregende Mischung aus schroffen New Rock und zeitgenössischer Avantgarde. Nur mit dem Unterschied, daß Heroes wesentlich perfekter klingt. <br><br>Stücke wie Beauty And The Beast (als Singleauskopplung Anfang 1978 ein mittlerer Hit in England), Joe The Lion und Blackout klingen in ihrer Schroffheit um einiges direkter als das, was zum gleichen Zeitpunkt diverse New Wave Band boten. Das knapp 6 Minuten lange Heroes ist schlichtweg einer der besten Songs, die Bowie je herausgebracht hat.<br>Für seine deutschen Fans brachte er eine Spezialversion mit zwei Strophen in deutscher Sprache heraus. Wie schon bei Low ist es auch bei Heroes die experimentelle Seite 2, die den Reiz des Albums ausmacht.<br><br>Sie beginnt mit V-2 Schneider noch recht rockig. Die Instrumentalstücke Sense Of Doubt, Moss Garden und Neuköln gehen nahtlos ineinander über und bieten ein faszinierendes Soundgeflecht. Deutlich ist der Einfluß von Soundtüftler Brian Eno herauszuhören. Die Musik mit einigen exotischen Spritzern in moss Garden ist traumhaft schön und gehört zum Besten, was David Bowie je eingespielt hat. Er lebte zu diesem Zeitpunkt in Berlin und fast scheint es so, als hätte ihn die neue Umgebung zu einem kreativen Höhepunkt angetrieben. Kurzum, diese drei Stücke sind ein einzigartiges, sureales Klanggemälde.<br><br>Faszinierend ist auch The Secret Life Of Arabia. Eigentlich kann man die Musik von Heroes nur schwer beschreiben. Man muß sich mit dem Album schon intensiv beschäftigen, dann eröffnet sich eine der ganz wenigen musikalischen Perlen der späten 70er Jahre. Wie schon Low kann man auch Heroes nur lieben oder zum Kotzen finden.<br><br>Wer gute Rockmusik mag, der kommt an Heroes nicht vorbei. Last edited: 19.11.2007 18:13 |
| ****** Ausführlich hat voyager bereits alles wunderbar gesagt. Ein insbesondere im zweiten Teil bewegendes, verstörendes, großartig komponiertes Meisterwerk! Nicht alles Songs können alleine für sich bestehen, aber im Gesamten ist "Heroes" eines der besten Alben von David Bowie. Die Zusammenarbeit mit Brian Eno war ein Glücksfall! Dessen Synthi-Künste sind schlicht brillant. Ebenfalls herausragend: Die Gitarrenarbeit von Robert "King Crimson" Fripp, der mit Eno ebenfalls spannende Musik machte), Bowies Saxophon und das Cover bzw. sämtliche Fotos von Masayoshi Sukita, der schon zuvor viele großartige Aufnahmen vom Meister machte. |
| ****** "Heroes" ist der 2. Teil der sogenannten "Berlin Trilogy"; es erschien 1977 in der Hochblüte des Punk und steht wie ein Fels zwischen dem melancholischen "Low" und dem schrägen "Lodger"!<br><br>Verglichen mit dem brillanten Vorgänger "Low", der verzweifelt, gebrochen und hoffnungslos wirkt, bietet "Heroes" in manchen Momenten etwas hellere Musik; sofern man das sagen kann, denn auch auf "Heroes" hört man gut, WO dieses Album entstand. Es ist das einzige Bowie-Album, das komplett in Berlin entstanden und aufgenommen wurde - Berlin in der 2. Hälfte der 70er wurde überschattet durch eine destruktive Drogenszene, die durch den Film "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof-Zoo" - in dessen Verfilmung Bowie gar einen Gastauftritt hat, da seine Musik den kompletten Soundtrack dazu liefert - zu etwas zweifelhaftem Ruhm gelangte.<br><br>Diese Düsterheit kommt besonders in der schon mehrfach angesprochenen 2. Seite des Albums zum tragen - angeführt vom enorm unterkühlten, völlig hoffnungslosen und fast wie ein Omen wirkenden "Sense of doubt"! Nicht zuletzt für mich deswegen wohl dermassen morbid, weil im "Christiane F." Film der Song dann läuft, wo sich das junge, schier unschuldige Mädchen in irgendeinem muffigen Bahnhof-Klo einen Schuss setzt und zusammen bricht, auf den schmutzigen Boden fällt und - so erscheint es mir - in diesem Moment ihr unbeschwertes Mädchen-Dasein verliert und endgültig in der verlorenen, hoffnungslosen Welt des Heroins gefangen genommen wird. Bewusstlos auf dem kühlen, dreckigen Boden... <br>Und das ist auch das, was das Stück vermittelt; Dreck, Tod, Kälte, Isoliertheit, keine Hoffnung - schlicht das Ende! Wunderschön und dennoch abstossend; der tragende, warme kurze Mittelteil ist wie ein Entschweben von hier... Es ist für mich das Heroin-Lied der Platte, da Heroin sowohl Tod, das Ende als auch ein wärmendes Gefühl des Momentes mit sich bringt!<br>Auch nicht viel positiver ist das von Kraftwerks Florian Schneider inspirierte Halbinstrumental "V-2 Schneider"; es beherbergt eine hektische Atmosphäre, die in ihrer paranoiden Art vielleicht Bowies Kokain-Erfahrungen widerspiegelt! Sehr gut vertont, wunderbar dicht in Sachen Atmosphäre.<br>Dem gegenüber steht das fast schon New Age-mässige "Moss garden"; ein schwebend sonniges, unbetrübtes Instrumental, hoffnungsvoll, positiv und zwischen der Dunkelheit der anderen Instrumentalsongs wie ein Anker wirkend, der alles festhält damit es nicht zu zerbrechen droht. Dieser Kontrast der Songs - die unterkühlte New Wave Atmosphäre gegenüber der positiven New Age - macht "Heroes" in Bowies Gesamtschaffen schier einzigartig und zeigt auch den Kontrast Berlins wieder, das kalt und fies durch eine ungewollte, gehasste Mauer entzweit hat.<br>"Neuköln", eigentlich richtig Berlin-Neukölln geschrieben, ist ein wirres, verstörendes, faszinierendes Intrumental, das irgendwie weder besonders destruktiv wie "Sense of doubt", noch sonnig wie "Moss garden" ist - es wirkt auf mich unheimlich und man kann nur erahnen, was Bowie in diesem Intrumental auszudrücken versucht, respektive welche Verbindung und Gefühle er zu Neukölln hat - besonders positiv klingt es nicht!<br><br>Zusammengefasst sieht es so aus; "Heroes" ist nicht mehr so melancholische wie "Low", das in seiner Art "Heroes" gegenüber beinahe etwas "naiv" wirkt; "Heroes" beherbert diese Kälte, diese Distanz, die später in der New Wave/New Romantic eine grosse Rolle spielen wird - auch der Überhit "Heroes" (hier komplett in Englisch, in der langen Fassung - es wurde auch eine Deutsch/Englische- und eine Französisch/Englische-Version davon aufgenommen) vermittelt kein gutes Gefühl, auch wenn der Song enorm Schub hat und einem pusht - man wird zu was gepusht das nicht gesund ist!<br><br>"Heroes" ist für mich ein kleines Meisterwerk, das die abstrusen Fantasien des Herrn Bowies gut zu vertonen scheint - ein Mann, der innerlich zerrissen wurde, sich den Drogen hingab und darum kämpfte davon los zu kommen - dieser Kampf, so empfinde ich das, ist in "Heroes" gut nachzuvollziehen... Natürlich 6*! |